Sandra
„Jetzt bin ich dran!?“
Sandra
Verheiratet, Mutter von zwei Kindern, steht vor einer neuen Jobchance. Die letzte Zeit war geprägt von privaten Herausforderungen, Schwierigkeiten in der Beziehung. Eine Stimme in ihr wird immer lauter: Jetzt will ich mich auch mal um mich kümmern.
Mir wurde alles zu viel und nur eines war mir klar: Es muss sich dringend etwas ändern. Ehrlich, ich bin gerne Mutter, liebe meine Kinder und meinen Mann, aber in mir wird eine Stimme immer lauter: Was ist mit mir? Immer dreht sich alles um die Kinder, finanzielle Sorgen und im Job? Tja, da bietet sich mir eine Chance, die aber einen Haken hat, ich soll wieder Vollzeit arbeiten kommen. Unmöglich dachte ich gleich, das schaffe ich nicht.
Doch die Stimme in mir ließ nicht nach. Ich muss jetzt auch mal an mich denken. Tja, wie sollte das funktionieren? Am liebsten würde ich mir eine Auszeit nehmen, mal durchatmen. Natürlich geht das nicht. Mir wurde ganz schwindelig von all den Gedanken, die in mir kreisten und kreisten. Also tat ich das, was ich immer tat, wenn ich nicht weiter wusste, ich recherchierte online. Auf jede Frage gibt es eine Antwort, davon bin ich überzeugt. Aber was genau war meine Frage?
Hilfe suchen
Das Netz ist voll von Antworten, vor allem, wenn die Frage unklar ist. Immer wieder stieß ich auf den Rat: Such dir Hilfe. Schließlich landete ich auf dem Angebot von SuiseiNo-Beratung. Familien- und Einzelberatung wurde angeboten und das auch noch online, super.
Ich schreib eine E-Mail, diffus gab ich ein paar Stichworte an, was meine Themen seien. Dann kam die Rückfrage, ob ich mir eine Einzel- oder Familienberatung wünsche und welche Zeitfenster ich für einen Beratungstermin hätte.
Ja, ich wollte etwas an der familiären Situation ändern. Nein, die Stimme schrie, es sollte um mich gehen. Mit Simon hatte ich noch gar nicht darüber gesprochen, also bat ich zunächst um einen Einzeltermin.
Prozessorientiert stand auf der Seite, also wäre Familientherapie immer noch möglich. Ich musste mich erstmal selbst sortieren.
Auftagsklärung
Und genau damit fingen wir im ersten Beratungsgespräch an. Stephanie nannte es Auftragsklärung, ich würde es Aufräumen in meinen Problemen nennen. Wir sortierten, was ich alles ansprach und teils schon in meiner Mail geschrieben hatte. Gleich zu Anfang, hatte sie gefragt, welche Erwartung ich an diese Sitzung habe. Da war für mich nur ein Wunsch: Etwas mehr Klarheit und auf gar keinen Fall, wollte ich noch verunsicherter herausgehen.
Systemblume
»Da ist ganz schön was los bei dir«, sagte Stephanie nach einer Weile und lud mich zu einer ersten Übung ein. Ich sollte mir meiner vielen Rollen bewusst werden. Hierzu musste ich mir zunächst einmal überlegen, welche Rollen ich alle ausfüllte. Ich bin Mutter von zwei Kindern, Ehefrau, Hausfrau, Angestellte. Ehrenamtlich arbeite ich in der Kirchenbücherei am Wochenende, dann bin ich aber auch noch Tochter, Schwester, Freundin, verbringe sehr viel Zeit mit Instagram und eigentlich würde ich auch gerne wieder mehr Sport machen und wieder zu meinem Bogenschießverein gehen, abgemeldet hatte ich mich nie, also schrieb ich Bogenschützin mit auf die Liste.
Als Nächstes durfte ich diese Rollen kreativ als Blume gestalten. Die Buntstifte meiner Tochter lagen nicht weit und ich wählte direkt bunte Farben für jedes Blütenblatt. In die Mitte der Blüte schrieb ich meinen Namen, dann malte ich für jede Rolle ein Blütenblatt, wobei ich mir überlegen sollte, wie ich sie anordne und wie groß sie sind.
Anschließend hielt ich mein Werk in die Kamera, künstlerisch weniger wertvoll, als inhaltlich. »Das alles in eine Blume passt«, stellte ich lachend fest.
»Ja, das ist beeindruckend«, fand Stephanie. Sie stellte mir mehrere Fragen zu den einzelnen Bereichen, fragte was sie mir bedeuten und warum ich jeweils diese nebeneinandergelegt hatte.
Schließlich fragte sie, welche Veränderungen ich mir wünsche. »Ich möchte wieder Bogenschießen«, sagte ich zu meiner eigenen Überraschung. Daran hatte ich bis zu dieser Aufgabe überhaupt nicht mehr gedacht.
Haushalt und Familienaufgaben könnten langsam weniger werden, das wäre schön, dann hätte ich mehr Zeit für mich, könnte vielleicht das Jobangebot annehmen. Aber sofort meldet sich mein schlechtes Gewissen. Ich liebe meine Familie, ehrlich und ich verbringe wirklich gerne Zeit mit ihnen. Was ich mir tatsächlich wünsche, ist mehr schöne gemeinsame Zeit, anstatt Problemzeit.
Stephanie lächelte mir verstehend zu, einige der Probleme hatte ich ihr geschildert, vielleicht wäre die Familienberatung doch ganz sinnvoll.
»Ich höre bei dir heraus, dass es für dich ein entweder Job oder Familie ist, fühlt sich das für dich wie ein entweder-oder an?«
»Schon, ja.«
»Wenn du an diese Situation entweder Job oder Familie denkst, was ist deine dringendste Frage in diesem Zusammenhang?«
»Die Frage, ob ich das Jobangebot annehme.«
»Wie viel Zeit bleibt dir, für diese Entscheidung?«
Eigentlich hätte ich die längst treffen müssen, aber mein Chef hatte Verständnis dafür, dass bei uns gerade viel los war, mit der Diagnostik von Lukas und so, deswegen hatte er mir etwas mehr Bedenkzeit gegeben. Am Montag braucht er eine Antwort, weil er sonst eine andere Lösung finden musste.
»Wollen wir uns dann dieser Frage mal genauer widmen und das zum Thema unseres nächsten Termins machen?«
Das wollte ich sehr gerne und da die Zeit drängte, vereinbarte ich direkt einen neuen Termin für den nächsten Tag. Wenn ich nach diesem Termin endlich eine Entscheidung treffen könnte, wäre mir sehr geholfen.
Sandra ist eine fiktive Figur, sie soll dir zeigen, wie eine systemische Beratung aussehen könnte.
Lies hier mehr über sie und meine anderen Figuren.
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