Wegkreuzung in hügeliger Landschaft, Hinweistafel mit "Lenas Kometenreise"
Lena

„Wer bin ich eigentlich?“

Lena

Studentin, die ständig etwas Neues ausprobiert, Sportarten, Musik, Freizeitangebote … Alles langweilt sie schnell wieder und sie ist ständig auf der Suche nach Neuem. Lena  ist kreativ und gerne unter Menschen.

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Du kennst Lena noch nicht? Sie ist eine fiktive Figur. Lies hier die erste Etappe ihrer Kometenreise.

Wenn das so weiter geht, habe ich eh keine Zukunft. Die Welt wird auf die eine oder andere Weise untergehen. Warum tut niemand etwas?

Diese Gedanken kommen mir immer häufiger und es macht mich wütend. Ich beobachte die zahleichen Aktionen und habe das Gefühl, es bringt gar nichts.

Warum ist das so? Betrifft es nicht uns alle?

Dann erwische ich mich dabei, dass ich auch nichts tue, weil ich mir ja denke, dass es nichts bringt und dann bekomme ich ein schlechtes Gewissen.

Um aus diesem Kreislauf heraus zu kommen, habe ich Stephanie gefragt, warum das so ist.

Sie erklärte mir, dass wir Menschen bei Bedrohung drei Möglichkeiten haben: Fight, Flight oder Freezing. Wie können also kämpfen, fliehen oder erstarren.

»Diejenigen, die demonstrieren kämpfen also. Eine Flucht ist nicht wirklich möglich, so lange es keinen anderen Plant B gibt. Ich erstarre also vor dem großen Problem?«
»Damit bist du nicht alleine. Viele Menschen befinden sich im Freezing, dem nicht Handeln. Vielleicht erleben sie es ab und zu als unangenehm. Sie merken, dass nicht gut ist, was passiert, erkennen vielleicht, dass sie dazu beitragen. Es entsteht eine kognitive Dissonanz, ein ungutes Gefühl. Das Verhalten und die Werte oder Überzeugungen passen nicht zusammen.«
»Ja, genau so fühle ich mich.«
»Manchen gelingt es, das Gefühl wieder aufzulösen. Andere wissen vielleicht gar nicht, was sie tun können.«
»Ich wüsste, was ich tun kann. Manchmal tue ich es auch, dann habe ich wieder das Gefühl, es bringt doch nichts. Mir erscheint es fast unmöglich bei all dem, was aktuell passiert, nicht zu wissen, was man tun kann.«
»Die Aktionen können die kognitive Dissonanz bei anderen entstehen lassen, dann passen Wissen und Verhalten nicht zusammen.«
»Das ist doch gut, oder?«

Stephanie ließ mir einen Moment Zeit darüber nachzudenken. Ist es gut, wenn Menschen sich schlecht fühlen? Es ist gut, wenn sie merken, dass sie etwas ändern müssen. Noch besser wäre, wenn sie es dann auch tun würden. Wenn ich mein Verhalten ändere und dabei bleibe.

»Wie gelingt es denn, so eine Dissonanz aufzulösen, ohne das Verhalten zu ändern?«
»Wie ist es dir denn bisher gelungen?«

Verdammt gemeine Frage. Die ehrliche Antwort lautet: »Ausreden. Ich habe mir gesagt, dass es ja nichts bringt, wenn ich alleine etwas ändere, ich bin zu klein und unbedeutend. Das ist falsch, das weiß ich.«
»Inwiefern ist es falsch?«
»Wir müssen alle mitmachen und wenn wir alle so denken, wie ich und nichts tun, wird es nur noch schlimmer mit der Klimakrise. Also jede einzelne Person kann ein bisschen beitragen.«

Stephanie erklärte mir dann doch noch, wie das mit dem Auflösen der Dissonanz funktioniert. Wir können Bagatellisieren, sagen, dass es unbedeutend ist, wenn wir diese eine Flugreise im Jahr machen. Was ist das schon im Vergleich zu den vielen Flügen, die täglich gehen? Wie können trivialisieren, indem wir uns sagen, unser Verhalten ist total normal. Schließlich machen das doch alle. Wir dürfen dann nur nicht daran denken, dass die Probleme dadurch entstehen, dass alle so handeln. Ein dritte Möglichkeit ist zu rationalisieren. Dann finden wir gute Gründe für unser Verhalten. Dazu passen Sätze wie, ich würde ja gern mit dem Zug fahren, aber dann brauche ich viel längere, muss einen Puffer einbauen, weil die Züge ja eh nie pünktlich sind. So können wir bei vielen Themen »gute Gründe« finden, warum es eben nicht möglich ist, sich umweltfreundlich zu verhalten. Selbst habe ich alle Strategien schon mal benutzt und doch komme ich an den Punkt, dass es nicht mehr funktioniert.

»So kann es doch nicht weiter gehen!«, sagte ich frustriert. Auch wenn ich jetzt verstanden habe, warum Menschen, inklusive mir sich so verhalten, wie sie sich verhalten, sah ich noch keine Lösung.
»Wie geht es dir damit, dass sich deine Dissonanz nicht mehr auflösen lässt.«
»Nicht gut, deswegen bin ich ja hier.«
»Welche anderen Möglichkeiten hast du, damit umzugehen?«
»Wenn ich das wüsste …«

Stephanie sah mich einfach nur abwartend an. Ich wusste, was ich tun kann und sie wusste, dass ich es wusste.
»Ich muss mein Verhalten ändern, aus dem Freezing herauskommen, weil ich das nicht mehr aushalte.«
Stephanie lächelte und ließ mich weiter denken.

»Fliehen kann ich nicht, wobei ich glaube, dass einige das versuchen. Sie ziehen um, aber die Klimakrise ist global. Auch wenn einige Gebiete stärker betroffen sind, geht es uns alle an. Also bleibt kämpfen.«
»Verhaltensänderung muss nicht sofort kämpfen bedeuten. Du hast vorhin davon gesprochen, dass du einige Dinge weißt, die du tun kannst, die du bereits getan hast.«
»Ja und dann mache ich Ausnahmen, indem ich gute Gründe finde oder mir sage, andere Machen das auch oder es bringt ja nichts. Dabei bringt es sehr wohl etwas und es bringt mehr, je mehr Menschen mitmachen.«

»Woran erkennst du den Unterschied zu deiner vorherigen Denkweise?«
»Ich bin nicht unbedeutend, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Ich bin ein kleines Zahnrädchen und deswegen reicht es nicht, nur mein Verhalten zu verändern, ich muss kämpfen, weil ich die Bedrohung wahrnehme und etwas ändern möchte.«
»Und wie möchtest du das tun?«
»Ich möchte mich engagieren und so dazu beitragen, dass es auch anderen Menschen schwer fällt, ihre Dissonanz aufzulösen und so mehr Menschen ins Handeln zu bringen. Wir können nur gemeinsam etwas verändern.
Mir zu sagen, dass ich alleine nichts ändern kann, das funktioniert nicht mehr. Da draußen sind so viele Menschen, die bereits aktiv sind. Wir müssen nicht alle demonstrieren. Mithelfen, indem wir nachhaltiger leben. Je mehr, desto besser.«

Allein, als ich das aussprach, ging es mir besser. Danach arbeiteten wir daran, dass ich mir eine Liste erstellte, was ich tun kann, ich alleine mit meinem Verhalten und wir überlegten, wie ich kämpfen wollte. Dazu gab es mehrere Möglichkeiten, ich schrieb sie auf und entschied mich später, welchen Weg ich einschlagen möchte. Dazu probierte ich es aus, ging zu verschiedenen Treffen hier vor Ort, bis ich eine Gruppe fand, bei der ich mich wohlfühlte.

Ich bin ein wirksames Zahnrädchen, handle im Privaten und stoße andere mit meinen Ideen an, freundlich, inspirierend, denn Zwang funktioniert für mich nicht. Wann immer es mir möglich ist, erzähle ich davon, was ich Neues ausprobiert habe. Die Experimente machen mir Spaß und der Austausch mit anderen hilft mir, denn es ist manchmal echt kompliziert zu entscheiden, ob eine neue Idee wirklich nachhaltig und sinnvoll ist. Zum Glück gibt es inzwischen so viele Möglichkeiten.

Lena ist eine fiktive Figur, sie soll dir zeigen, wie eine systemische Beratung aussehen könnte.
Lies hier mehr über sie und meine anderen Figuren.

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