Lena
„Wer bin ich eigentlich?“
Lena
Studentin, die ständig etwas Neues ausprobiert, Sportarten, Musik, Freizeitangebote … Alles langweilt sie schnell wieder und sie ist ständig auf der Suche nach Neuem. Lena ist kreativ und gerne unter Menschen.
Du kennst Lena noch nicht? Sie ist eine fiktive Figur. Lies hier die erste Etappe ihrer Kometenreise.
In letzter Zeit kamen mir immer wieder Gedanken, wie „Das ist doch alles sinnlos“ oder „Lass es einfach bleiben“. Dabei lief es doch ganz gut mit meinem Studium und der Idee, einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Allerdings geht es langsam in Richtung Abschluss und ich mache mir Gedanken darüber, was ich danach machen möchte. Über ein Thema für meine Abschlussarbeit denke ich aktuell ebenfalls nach. Auch meiner Mama fiel auf, dass es mir schwerer fiel, mich auf mein Studium zu konzentrieren und ich nach Ablenkung suchte. Sie bot mir an, noch einmal ein Gespräch mit Stephanie zu führen. Das war eine gute Entscheidung, wenn es auch ein emotional sehr anstrengendes Gespräch war.
Stephanie fragte mich nach meiner inneren Stimme. Sie meinte wir alle hätten innere Anteile in uns, wie Innere Kritiker oder Zweifler, die sich manchmal zu Wort melden würden. Gemeinsam wollten wir uns mit meinem inneren Anteil beschäftigen. Zunächst sollte ich ihm einen Namen geben, ein Geschlecht und ihn mir bildlich vorstellen. Dazu durfte ich die Augen schließen, wenn ich wollte.
Ich sah einen Dämon vor mir, der ständig mit dem Kopf schüttelte. Auch wenn er stets so gemeine Sachen sagt, sieht er irgendwie niedlich aus, wie er da vor mir schwebt und mit seinen Flügeln schlägt. Kurz musste ich an die Szene aus Harry Potter denken, als sie den Riddiculus Zauber üben. Während sich die Irrlichter in Form der größten Angst zeigen, sollen die Schüler*innen sie sich lustig vorstellen und den Zauber anwenden, so verlieren sie ihre Macht.
So einfach funktionierte das mit meinem Dämon nicht, auch wenn es ein kurzer amüsanter Moment war und ich das Gefühl habe, dass es ab und zu helfen könnte, mich auf das Niedliche an ihm zu fokussieren, statt auf seine Worte.
Stephanie bat mich, mit meinem inneren Dämon in Kontakt zu treten, mit ihn zu sprechen: „Frag ihn mal, was er denn gerne möchte.“
Na toll, das Wesen wollte mich beschützen. Dafür hat er sich ja tolle Methoden überlegt, vor allem wenn diese mich davon abhalten, etwas zu tun.
„Kennt ihr zwei euch schon länger? Erinnerst du dich, wann dein Dämon dir zum ersten Mal begegnet ist?“, fragte Stephanie mich.
Ob es das erste Mal war, weiß ich nicht, aber ich erinnerte mich an eine Situation als Kind, in der er auf jeden Fall da war. Stephanie bat mich, mir mein jüngeres Ich vorzustellen. Ich sah eine verängste Klein-Lena und verstand, warum der Dämon sie beschützen wollte. Sanft leitete Stephanie mich, mit mir selbst in Kontakt zu gehen, was nicht einfach war.
„Bleib bei ihr. Vielleicht kannst du sie sanft berühren. Versuch in Kontakt zu kommen.“
Erinnerungen trafen mich, denen ich mich lange nicht mehr gestellt hatte. Schmerz, Wut, Angst, Verzweiflung. Mir kamen Tränen, ich wollte mich abwenden. Stephanie half mir, in der Situation zu bleiben, hielt den Schmerz mit mir aus.
„Was braucht sie?“, fragte Stephanie mich.
„Jemanden, der sie in den Arm nimmt. Jemand, der sie beschützt“, schluchzte ich.
Vor meinem inneren Auge tauchte eine Gestalt auf. So hatte ich mir meinen Vater immer vorgestellt, den ich nie kennen gelernt habe. Er war schemenhaft, unscharf, aber groß und stark. Ich beobachtete wie er Klein-Lena auf den Arm nahm und tröstete. Auch ich wurde ruhiger. „Wenn das nur wahr wäre“, seufzte ich sehnsuchtsvoll.
Da tauchte der Dämon wieder auf. Dieser Satz gehörte ihm. Er hatte mich immer davon abgehalten, von meinem Vater zu phantasieren, weil es ja nicht real war. Das kleine Mädchen winkte mir über die Schulter des Mannes hinweg zu. „Alles ist gut“, rief sie noch, dann verblasst sie.
„Ich habe das gebraucht“, sagte ich dem Dämon und er antwortete wie immer: „Es ist nicht real.“
Ich focht einen inneren Kampf mit meinem Dämon aus, dann schlug Stephanie vor, ihm zu sagen, dass ich nun erwachsen sei. Das irritierte den Dämon. Plötzlich wirkte er auch ein wenig ängstlich, so als wollte ich ihn wegschicken, ihn nicht mehr brauchen.
„Es gibt viele Anteile in dir, aber du Lena, bist die Chefin, du verteilst die Aufgaben. Jetzt geh gerne noch einmal in Kontakt mit deinem Dämon, der dich beschützen möchte. Was könnte seine Aufgabe sein?“
Wow, was für eine Herausforderung. Mein Dämon blieb still, sah mich irgendwie erwrtungsvoll an, bis ich eine Idee hatte.
„Du könntest schlaue Fragen stellen. Statt zu sagen ‚Lass das‘, frag doch einfach, ob ich das wirklich möchte oder ob ich schon an dies oder jenes gedacht habe. Du könntest meine Stimme der Vernuft sein.“
Plötzlich wuchs mein Dämon ein kleines Stück und bekam ein kleines Zepter in die Hand. „Das gefällt mir“, freute er sich.
Ohje, hatte ich ihm jetzt zu viel Macht über mich gegeben? Ich sprach meine Sorgen laut aus.
„Was könnte ein Gegengewicht zur Stimme der Vernunft sein?“, fragte Stephanie.
Ich überlegte und stellte mir ein weiteres Flatterwesen vor, ein fröhliches Geschöpf. „Spontanität“, antwortete ich. Das Wesen flatterte einmal im Kreis und wirbelte eine Glitzerwolke auf. Ich musste lachen. Der Dämon nieste und als sich der Staub wieder gelegt hatte, hielt die Spontanität das Zepter der Vernunft in der Hand.
So könnte es funktionieren.
Das Gespräch ist nun eine Weile her und ich bin bereits mehrfach in Situationen gewesen, in denen sich mein Dämon als Stimme der Vernunft gemeldet hat. Manchmal habe ich mich für die wertvollen Hinweise bedankt, manchmal habe ich ihn genervt weggeschickt und in anderen Situationen hat meine Spontanität übernommen, ihren Glitzer versprüht und mir gesagt: „Hab einfach Spaß.“
Lena ist eine fiktive Figur, sie soll dir zeigen, wie eine systemische Beratung aussehen könnte.
Lies hier mehr über sie und meine anderen Figuren.
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