Ich bin ja eher der Typ Einfach-Mal-Machen und dann gucken, was passiert. Diesen Satz „Mach doch einfach“ sagen Menschen oft, scheinen es für sich selbst nicht unbedingt anzuwenden, denn gleichzeitig streben sie nach Perfektion in ihrem Handeln. Teils gibt es auch unterschiedliche Kontexte, für die verschiedene Prämissen gelten.
Perfektionismus liegt mir fern und es gab eine Phase in meinem Leben in der ich dachte, ich sollte perfektionistischer sein, das sei die Messlatte, die es zu erreichen gelte.

Und auch ich habe meine Zweifel
Perfektionist*innen und ich kennen ähnliche Zweifel:
- Bin ich gut genug?
- Bin ich die richtige Person dafür?
- Kann ich das?
- Interessiert das jemanden?
- Bin ich zu viel?
Dann gibt es zwei mögliche Ausgänge: Ich lasse es sein oder mache es trotzdem, so gut ich es eben kann. Manchmal braucht es Ermutigung oder Stubser von außen. Manchmal hadere ich eine Weile.
Warum ich dachte, ich sollte perfektionistischer sein
Die Idee, etwas so lange zu üben und zu lernen, bis ich es richtig gut kann, erschien mir logisch. Ebenso mit Perfektionismus an eine Sache zu gehen, damit sie wirklich gut wird und niemand sagen kann, ich hätte es schlecht gemacht.
Ich dachte wirklich, das sei ein guter Weg, einer, der erstrebenswert sei, um gute Ergebnisse zu erzielen.
Gleichzeitig war mir klar, dass ich das nicht könnte. Dazu sei ich viel zu unkonzentriert, ungeduldig, zu spontan und zahlreiche weitere Argumente vielen mir ein.
Dann fing ich an Menschen zuzuhören, die sich als Perfektionist*innen bezeichneten.
Wie ich dazu kam, das Perfektionismus nicht die Lösung ist
Es ging ihnen nicht gut damit. Sie beendeten Projekte nicht, weil sie einfach nie zufrieden mit dem Ergebnis waren. Ein Gefühl von „Es ist gut genug“ war ihnen fremd, ein für mich wertvoller Indikator, um aufzuhören.
In einem kollegialen Beratungsgespräch machte ich meinen Gedanken, ich sollte vielleicht perfektionistischer sein mal zum Thema. Denn gerade im Ausbildungskontext war dieser Satz gefallen: „Wir kennen das doch alle. Wir sind doch alle Perfektionisten“ und ich hatte mich in dem Moment schlecht gefühlt. Als sei es mir nicht wichtig oder ernst genug, als wollte ich keine wirklich gute Beraterin werden.
Stattdessen mag ich den Satz: Ich bin die bestmögliche Version meiner selbst. Perfekt unperfekt.
Es war ein Prozess hin zu mir selbst.
Ich bin nicht perfekt, ich bin gut genug
Vor Jahren hörte ich mal Fréderic Letzner und ein einzelner Satz seines Vortrages blieb bei mir hängen:
Du bist genug!
Das war seine Botschaft, eine gegen den Perfektionismus, gegen Essstörung und Abnehmwahn.
Dies habe ich mir auch für meine Beratung zu Herzen genommen. Es gibt in unserer Gesellschaft einen Drang nach Selbstoptimierung und diese suchen einige Menschen im Coaching. Bei mir findest du das nicht.
Auf dem Weg zu dir selbst begleite ich dich gerne. Deine Stärken und Ressourcen mache ich für mich zur Schatzsuche in unseren Gesprächen. Dabei probiere ich gerne neues aus, laufe ab und an mit dir in eine Sackgasse. Das ist ok, dann machen wir etwas anderes. Wir alle sind verschieden und es gibt kein Lösungsbuch in dem wir nachschalgen können. Wir suchen gemeinsam nach möglichen Wegen für dich und du entscheidest, welchen du gehst.
Feedback und Selbstwert
Feedback kann uns Orientierung geben. Wir können uns über gutes Feedback freuen, mal auf die Schulter klopfen lassen und wir können aus konstruktivem Feedback lernen.
Doch was, wenn es ausbleibt? Dann werden die Zweifel wieder wach.
Was wenn es kommt? Dann werden die Zweifel bestätigt.
Und was, wenn Lob kommt und wir es nicht glauben können?
Wenn Feedback auf geringen Selbstwert trifft, kann es sein, dass sowohl Lob als auch konstruktive Kritik die Zweifel nähren.
Frage nicht nach Feedback, wenn du nicht bereit bist, welches anzunehmen. Entscheide, wen du um Feedback bittest.
Ungefragtes Feedback brauchst du nicht annehmen.
Und ganz wichtig, beginne mit deinem eigenen Selbstwert. Jens Förster sagte mal zu mir: „Stephanie, du entscheidest, wer deinen Selbstwerttopf füllen darf.“
Stärke deinen Selbstwert
Wir stärken unseren Selbstwert stark von außen und lassen ihn uns auch nehmen. Du kannst selbst auch deinen Selbstwert stärken. Nutze dafür vielleicht sogar ein reales Gefäß, um deine Stärken und Ressourcen aufzuschreiben.
Was magst und schätzt DU an dir?
Was schätzen andere an dir?
Geh dazu in verschiedene Lebensbereiche. Schau nach außen und innen. Vielleicht hast du ein freundliches Lächeln oder strahlende Augen. Vielleicht bist du humorvoll oder herzlich. Du hast garantiert Fähigkeiten und Wissen. Möglicherweise erscheinen sie dir selbstverständlich. Erinnere dich an konkrete Situationen und fülle deinen Selbstwerttopf, auf den du jederzeit zugreifen kannst, wenn sich zweifel bei dir melden.
Du bist gut wie du bist! Wir entwickeln uns stetig weiter, das ist einfach menschlich. Dabei brauchen wir uns nicht auch noch selbst peitschen immer besser, höher und weiter zu kommen.