Einen Beitrag zur Blogparade #Blogs4Competence von Valerie Wagner habe ich bereits auf kleiner-komet.de veröffentlicht. Während ich mich im ersten Beitrag dem Thema Umgang mit Social Media unter Wahrung des eigenen Selbstwertgefühls gewidmet habe, soll es in diesem um den Umgang mit dem Smartphone gehen.
Von Unvorstellbar zu Selbstverständlich
Wenn du meinem Teenie-Ich erzählst, dass ich mein Smartphone ständig mit mir rumtrage, würde sie dir einen Vogel zeigen. Erst Recht, wenn du ihr verrätst, was ich auf Veranstaltungen wie BarCamps mache. Statt meine Notizen auf Papier zu schreiben, twittere ich live mit. Niemals!
In den 90ern hielt ich ein Telefon für unterwegs für eine fürchterliche Idee. Da wollte ich nicht mitmachen, bis ich schwanger wurde. Für den Notfall ist das vielleicht doch ganz praktisch …
Hatte ich Unrecht?
Nicht wirklich. Es war für mich eine schreckliche Vorstellung, immer und überall erreichbar zu sein. Tatsächlich bin ich das bis heute nicht. Mein Gerät ist immer stumm. Niemand kann mich jederzeit telefonisch erreichen und Nachrichten lese ich erst, wenn ich draufschaue. Das Smartphone hat hohes Stress-Potential für mich, dem ich aktiv entgegenwirken kann. Ich denke, wichtig ist, dem Smartphone und den Apps nicht zu viel Macht zu geben. Keine leichte Aufgabe, gelingt mir selbst nicht immer.
Ein Multi-Tool
Ein Smartphone hat schon längst nicht mehr nur die Funktion, die mein Teenie-Ich damals so entsetzt hat, von überall aus mit anderen Menschen telefonieren. Telefonieren ist zur Nebensache geworden bei den kleinen Geräten. Im Notfall erreichbar zu sein, ist noch immer ein wichtiger Aspekt für mich. Es gibt viele weitere nützliche Funktionen neben dem Kommunikationsaspekt. Wir können fotografieren, ins Internet gehen, spielen, Videos gucken, Notizen machen und vieles mehr. Es ist ein Mini-Computer, eine Nabelschnur ins Netz.
Welche Aufgaben erfüllt ein Smartphone für dich hauptsächlich? Hast du dir diese Frage schon mal gestellt?
Ein ständiger Begleiter
Für mich ist es selbstverständlich geworden, das Smartphone immer dabei zu haben. Ich liebe diese schnelle Befriedigung meiner Neugier und die Möglichkeit, meine Gedanken direkt zu notieren, für mich oder gleich als Nachricht, an die Personen, für die es relevant ist.
Sind wir abhängig von unserem Smartphone? Oder ist es ein selbstverständlicher Gebrauchsgegenstand, der in die Hosentasche oder Handtasche gehört, wie Hausschlüssel und Portemonnaie?
Wo sind Schlüssel und Portemonnaie, wenn du Zuhause bist und wo ist dein Smartphone?
Schlüssel und Portemonnaie bleiben bei mir in der Handtasche, das Smartphone nicht. Bei der Frage, ob du die Kontrolle über dein Smartphone hast, oder das Smartphone über dich, sind für mich die folgenden Fragen entscheidend:
Wie geht es dir, wenn dein Smartphone außer Griffreichweite liegt?
Wie geht es dir, wenn es in einem anderen Raum liegt? Hast du Töne aktiv für Anrufe oder Benachrichtigungen? Spürst du es in der Hosentasche vibrieren?
Wie häufig schaust du nach, ob es etwas Neues gibt? Wie fühlst du dich, wenn du draufschaust und keine Antworten oder Social Media Reaktionen hast?
Wenn du die Fragen ehrlich beantwortet hast, frag dich als nächstes, ob es auch anders sein könnte und es dir damit vielleicht besser ginge.
Kannst du ohne Smartphone das Haus verlassen?
Gemeine Frage, ich weiß. Meine ehrliche Antwort darauf lautet: Nein.
Die Frage nach Abhängigkeit wird daran gemessen, ob wir auch ohne können. Beim Smartphone ist dieser Frage inzwischen komplexer geworden. Theoretisch ist es möglich, ohne Smartphone das Haus zu verlassen, wenn du viele Funktionen des Gerätes noch analog nutzt. Kalender, Bezahlen, Straßenkarten, … Dann wären da noch die Funktionen als Kamera und zum Musikhören, für die wir früher mal Extra-Geräte brauchten. Viele haben es einfach selbstverständlich dabei. Entscheidender ist, wie du mit dem Gerät umgehst und es dir dabei geht.
Wann wird es denn problematisch?
Spätestens dann, wenn das nützliche Gerät zum Stressfaktor wird. Egal, welche der zahlreichen Apps darauf stressen oder auch tatsächlich die Telefonfunktion, weil Menschen dich rund um die Uhr überall anrufen können.
Auch hier hilft es, wenn du dein Verhalten ehrlich reflektierst. Welche Funktionen stressen dich? Welche Möglichkeiten hast du, diesen Stress zu reduzieren? Eine Option, die vielen hilft, ist die Benachrichtigungen der Apps auszuschalten, nicht nur die Töne oder Vibrationen. Ein Faktor, den ich selbst gut kenne, ist, das Gerät zu einem bestimmten Zweck in die Hand zu nehmen und abgelenkt zu werden. Da möchte ich mal etwas auf den Einkaufszettel setzen und sehe neue Benachrichtigungen bei Twitter … Zack ist der Einkaufszettel vergessen. Was wollte ich machen?
Zusammengefasst: Was kannst du tun?
Beobachte mal dein Verhalten im Umgang mit deinem Smartphone und deine Reaktionen, wenn es gerade nicht greifbar ist. Ebenso deine Reaktionen auf Nachrichten.
Was stresst dich? Was tut dir gut?
Sei ehrlich zu dir selbst. Wozu brauchst du das Gerät? Welchen Zweck erfüllt welche App?
Welche Einstellungen kannst du für dich noch optimieren? Vielleicht ist es für dich entspannter, die ein oder andere App sogar zu löschen? Erscheint es dir sinnvoll für dein eigenes Wohlbefinden, dein Verhalten im Umgang mit dem Smartphone etwas zu verändern? Probiere neue Ideen doch mal ein paar Tage aus und beobachte, ob es dir gut tut.
Was konkret dir helfen kann, dem Gerät keine Kontrolle über dein Leben zu geben, ist individuell. Eine Beratung kann dir helfen, eine neue Perspektive auf dein Verhalten zu bekommen und neue Möglichkeiten zu entdecken.
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