In diesem Beitrag soll es um das Thema Zweifel gehen. Diesmal wähle ich bewusst nicht den Weg über meine fiktiven Klientinnen aus der Kometenreise, sondern fange bei mir ganz persönlich an. Zweifel sind mir in den letzten Monaten nämlich häufiger begegnet und ich bin unterschiedlich damit umgegangen.

Stephanie lesend

Meine Zweifel

Die Sache mit den Zweifeln ist ja, dass sie einfach immer wieder kommen, auch wenn wir eine Entscheidung einmal getroffen haben. Im Januar 2022 ging diese Webseite online und ich biete seitdem offiziell Onlineberatung an.
Dem ging ein langer Prozess voraus, in dem es auch um die Fragen ging:

  • Kann das funktionieren?
  • Sind Menschen bereit, mich als Beraterin zu bezahlen?
  • Bin ich genug vernetzt?
  • Bin ich gut genug ausgebildet? (Der Abschluss in Psychologie qualifiziert mich psychologische Beratung anzubieten, andere bieten Coaching ohne irgendeine Qualifikation oder Wochenendezertifikat an).

Mit all diesen und weiteren Fragen habe ich mich auseinandergesetzt und schließlich angefangen. So ein Angebot zu etablieren braucht vor allem Zeit und Geduld, schließlich müssen die Menschen erst einmal erfahren, dass es mich gibt.
Viele sagen mir, es brauche drei Jahre, doch niemand kann einem sagen, wie der Weg dazwischen aussieht, außer, dass er nicht einfach sei.
„Es läuft noch nicht“, würde ich sagen und damit meinen, dass ich finanziell von diesem Beratungsangebot noch nicht leben kann, dafür braucht es noch deutlich mehr Klient*innen.

Und hier bleibt viel Raum für Zweifel.

  • Liegt es an mir als Person, dass nicht mehr kommen?
  • Habe ich etwas falsch gemacht?
  • Ist mein Angebot gut genug?
  • Bin ich zu ungeduldig?

Wie kann ich mit diesen Zweifeln und der Stimme in mir umgehen, die sagt: „Lass es doch einfach“?

Ganz ehrlich, es ist nicht einfach und es gibt verschiedene Arten damit umzugehen und auch ich habe verschiedene Wege gewählt. Eines seht ihr schon: Ich habe nicht aufgegeben und bin noch hier.

Zweifel sind vielseitig

Zweifel begegnen uns allen immer wieder, in unterschiedlichen Formen.

  • Kann ich das?
  • Sollte ich das tun?
  • Mag oder liebt mich Person X? Tue ich das?
  • Sollten wir uns lieber anders verhalten?

Wir zweifeln an uns selbst, unsren Fähigkeiten oder Gefühlen, denen der anderen und an dem Weg, den wir eingeschlagen haben.

Dann wären da noch die Sätze, die mit „Hätte ich doch nur …“ beginnen. Sätze, die so anfangen, kennen wir alle. Natürlich hätten wir uns anders entscheiden und einen anderen Weg gehen können. Fakt ist, dass wir nicht mehr zurückkönnen. Wir können aber jetzt an dem Punkt, an dem wir stehen, einen anderen Weg gehen. Dies kann ein völlig anderer sein oder wir korrigieren den Kurs nur ein wenig.

Wie können wir mit unseren Zweifeln umgehen?

Es gibt unterschiedliche Krisentypen. Dazu gehören bestimmte Verhaltensmuster, die wir erlernt haben und für uns funktional sind.

1. Die schnellen Handler

„Sie vertrauen am liebsten sich selbst und ihrem Handeln. Handlungsorientierung und Handlungsfähigkeit ist ihre größte Ressource.“ (Hans Lieb & Barbara Brink, Systema 2/2009, Seite 152)

2. Die Nebler

„Sie schützen sich und andere vor voreiligen Schlussfolgerungen und zu frühen Entscheidungen. Sie kommen dabei nur schwer zu einer Entscheidung – oft fällen dann andere eine.“ (Hans Lieb & Barbara Brink, Systema 2/2009, Seite 153)

3. Die chronisch Kriselnden

Sie „befinden sich in chronischer Krisenstimmung, wandern von einer Krise zur anderen. Krisenthemen wechsel, der Krisenzustand bleibt.“ (Hans Lieb & Barbara Brink, Systema 2/2009, Seite 154)

4. Die einsamen Wölfe

„Tief innen lebt in vielen einsamen Wölfen auch die Sehnsucht danach, in ihrer Not erkannt und entdeckt zu werden. Sie brauchen dann ein Gegenüber, das ihnen gegenüber eine gute Balance wahrt zwischen respektvoller Distanz einerseits und zumutend-zugewandter Positionierung andererseits.“ (Hans Lieb & Barbara Brink, Systema 2/2009, Seite 156)

In jedem dieser Typen liegen Lösungsmuster zur Bewältigung von Krisen und zum Umgang mit Zweifeln.
Wir können lösungsorientiert herangehen. Wir können uns Zeit lassen mit der Entscheidung, wie wir mit der Situation umgehen wollen, erstmal zum Beispiel mehr Informationen sammeln oder auch einfach abwarten. Manchmal löst sich auch alles von selbst oder andere entscheiden für uns. Wir können in dem uns vertrauten Zustand verweilen, da kennen wir uns aus, lösen eine Krise nach der anderen, dabei sind wir gerne auch für andere und ihre Krisen da. Wir können unser Umfeld schonen und versuchen, mit allem allein fertig zu werden.

In all dem stecken hilfreiche und gute Ansätze. Stell dir vor, du könntest sie miteinander kombinieren. Frag dich selbst einmal, zu welchem Typ du dich am ehesten zuordnen würdest. Von welchem möchtest du dir ein wenig abschauen, um mit deinen Zweifeln umzugehen?

Weinen und Entspannungstechniken

Zweifel sind eine Emotion und somit ist es durchaus gerechtfertigt, diese erst einmal zu spüren und zu durchleben. Wenn wir emotional aufgewühlt sind, gilt es sich erst einmal zu beruhigen. Erst dann sind wir in der Lage uns aktiv mit dem Lösen des Problems zu befassen.

Weinen war meine erste Strategie als Kind und auch heute tut es mir manchmal einfach gut, zu weinen. Ich finde das vollkommen in Ordnung. Es ist etwas Befreiendes.
Habt ihr schon mal ein Baby im Arm gehalten, dass sich in den Schlaf geweint hat? Wie habt ihr euch dabei gefühlt?

Inzwischen bin ich erwachsen und habe zahlreiche weitere Strategien gelernt, mit meinen Emotionen umzugehen. Dazu gehören auch Entspannungstechniken. Oft sagen wir zu anderen: „Atme erstmal tief durch.“ Dieser Satz wirkt oft abgedroschen und unpassend und dennoch ist es eigentlich ein guter Rat. Atemtechniken sind eine mögliche Technik in einer emotional angespannten Situation wieder ruhiger zu werden. Eventuell ist es dazu erst einmal nötig, Abstand zur Situation zu gewinnen und zum Beispiel an einen ruhigeren Ort zu gehen. Die einfachste Atemtechnik ist, die Augen zu schließen und auf den Atem zu fokussieren. Dabei mit jedem Atemzug tiefer einatmen und langsam ausatmen. Die Atemzüge werden so immer ruhiger und gleichmäßiger. Dabei kann liebevolle Unterstützung hilfreich sein, jemand, der oder die mit uns atmet.

Zweifel als Warnung

Erst ist da die Begeisterung für eine neue Idee, dann kommen die Zweifel. Kann das funktionieren? Sollte ich das wirklich machen?
Es kann wertvoll sein, den Zweifeln ein wenig Raum zu geben und mit ihnen ins Gespräch zu gehen. Gibt es vielleicht gute Argumente? Oder ist es einfach Angst vor dem Neuen oder der Veränderung? Vielleicht mangelnder Selbstwert?
Konzentrier dich, auf das, was hilfreich ist in der Situation.

In meinem Beispiel war das die Frage, was möglicherweise noch fehlt? Zum Beispiel Klarheit über das Angebot. Nach und nach habe ich auf dieser Webseite mehr Informationen zur Verfügung gestellt und da wird es auch noch mehr geben. Es ist ein ständiges Prüfen und Verbessern.
Relativ schnell am Anfang habe ich zum Beispiel entschieden, dass ich mir doch einen eigenen Instagram-Kanal aufbaue, wo es nur um psychologische Themen gehen wird, statt wie ursprünglich gedacht, mit dem bestehenden Kanal zu mischen.

Zweifel als Chance

In diesem Sinne können Zweifel eine Chance sein. Wir können unsere eingeschlagene Richtung korrigieren, ohne bei den ersten Zweifeln gleich aufgeben zu müssen. Jeannine Kaesle, Psychologin und Theaterwissenschaftlerin, hat neulich auf dem DigitalKreativCamp gesagt, dass die eigene Zufriedenheit der größte Feind der Kreativität sei. Kreativität erwachse aus der Unzufriedenheit, so eben auch aus den Zweifeln. Es braucht einen Anfangsimpuls, denn Kreativität kostet das Hirn Energie, es braucht einen Grund, diese aufzuwenden. Leidenschaft kann hier auch ein Antriebsfaktor sein.
Wenn wir also an dem zweifeln, was zu unserer größten Leidenschaft gehört, haben wir eine besonders große Chance kreativ neue Ideen zu entwickeln. (Hier findet ihr den Beitrag zum DigitalKreativCamp mit zahlreichen weiteren wertvollen Gedanken zu Kreativität, den eigenen Stärken und auch Marketing).

Die andere Seite der Zweifel – Perspektivwechsel

Etwas, was ich in den letzten Monaten auch oft getan habe, ist der Perspektivwechsel von den Zweifeln weg zu dem, was bereits gut läuft.
Dies war besonders leicht nach einem durchgeführten Beratungsgespräch, welches mir gezeigt hat, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich kann hilfreich sein im Begleiten von Prozessen, in denen Menschen sich gerade befinden.

Es tut so gut, sich klar zu machen, was bereits gut läuft und mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen.
Daraus ergibt sich die Frage, wovon ich vielleicht mehr machen kann, damit es weiter so läuft. Das passt auf viele Situationen, in denen wir zweifeln.

Manchmal genügen kleine Veränderungen, um aus den Zweifeln in die Zuversicht zu kommen. Schau in verschiedene Richtungen.

  • Was tust du?
  • Was kannst du schon gut?
  • Wer unterstützt dich?
  • Wer ist dir dankbar?

Gespräche als Weg aus den Zweifeln

Dankbar blicke ich auf zahlreiche Gespräche zurück, in denen ich meine Zweifel thematisieren durfte. Da waren Gespräche mit meiner Familie, Gespräche mit meinen systemischen Kolleg*innen, die mich mit wundervollen Fragen und Methoden begleitet haben.
Dann gab es zahlreiche Gespräche mit Sven & Julia (Doppel(t)spitze) und ich kann euch sagen, die beiden arbeiten auch irgendwie systemisch, ohne darin ausgebildet zu sein. Sie haben fachlich einen Business-Background und begleiten mich genau in diesem Bereich: Markenaufbau und Marketing. Ich habe mich für dieses Team an meiner Seite entschieden, weil sie menschlich so wunderbar zu mir passen und genau das tun, was ich gerade brauche. Wenn wir SuiseiNo-Beratung als Marke oder Produkt betrachten, dann bin das vor allem ich als Person, denn die Dienstleistung, die ich euch anbiete, ist ein Gespräch mit mir und ich wünsche euch, dass es sich für euch ebenso stimmig anfühlt, wie meine Zusammenarbeit mit der Doppel(t)spitze. In unseren Gesprächen soll es um dich und deinen Lebensweg gehen, deine Werte, Ängste, Hoffnungen, Zweifel und was dich sonst noch bewegt.

Es gibt einen Weg aus den Zweifeln heraus und wenn du möchtest, begleite ich dich ein Stück.
Werden sie wieder kommen?
Ganz bestimmt.
Ist der Kampf gegen die Zweifel sinnlos?
Keineswegs, denn Zweifel sind nicht dein Feind, sie sind ein Teil von dir.
Vielleicht können wir es weniger als Kampf betrachten und mehr als einen Tanz und zwar einen, in dem nicht die Zweifel die Führung übernehmen und wir nur folgen. Lass es eher ein Spiel miteinander sein, wie es beispielsweise im Tango Argentino gelebt wird.

Und all das ist nur (m)eine Perspektive auf das komplexe Thema Zweifel.
Deine können ganz anders aussehen, ebenso deine Lösung damit umzugehen.
Und diese Lösung liegt bereits in dir!
Gerne begleite ich dich dabei, sie zu entdecken.

Quelle: Lieb, Hans & Brink, Barbara (2009) Krise Herausforderung und Chance. Systhema, 23 (2), 151-165