Wie geht eigentlich Depression?
Wie komme ich da wieder raus?
Und warum kann man nicht einfach wieder happy sein?
Mit diesen Fragen habe ich beim Barcamp Bonn zu einem Abenteuer eingeladen. Mit Leichtigkeit wollte ich mich in diesen 45 Minuten einem schweren Thema widmen.
Dazu nutzte ich die Metapher des Dungeon und möchte in diesem Blogbeitrag von unserem gemeinsamen Abenteuer erzählen.
Bist du bereit für den Dungeon?
Falls du nicht weisst, was das ist, starten wir mit einer Erklärung. Und keine Sorge, wir sind alle wieder heil herausgekommen.
Der Yoga-Raum von Cronn passte wunderbar zu dieser Session.

Session BCBN25 Dungeon der Depression Copyright: Bonn.digital / Marc John
Was ist ein Dungeon?
Vielleicht kennst du Dungeons aus RPGs (Pen and Paper Rollenspiele oder Computerspiele), Manga, Animes oder Fantasy (Bücher & Filme) oder ähnlichem.
Dungeons sind extrem vielfältig und das ist die Depression auch, daher eignet sich diese Metapher besonders gut.
Sie stellen ein eigenes Areal dar. Dies kann eine Höhle, ein Gebäude oder Kerker sein. Es kann auch eine komplette eigene Welt sein. Betreten wird ein Dungeon freiwillig, bewusst, oder auch zufällig. Manchmal müssen dafür Bedingungen erfüllt werden. Ähnliches gilt für das Verlassen. Vielleicht kennst du Videospiele bei denen es einen Endboss zu besiegen gilt, das kann auch bei einem Dungeon sein. Manche können beliebig betreten oder verlassen werden.
Was finden wir innerhalb des Dungeon?
Gengner/ Monster, gegen die es zu kämpfen gilt. Es gibt Fallen, Aufgaben oder Rätsel und Belohnungen. Diese können Gold oder Gegenstände sein. Dann gibt es noch Mana, dieses kann oft in Form von Kristallen abgebaut werden. Mit Mana kann die magische Energie aufgeladen werden.
Was ist eine Depression?
Diese Erklärung habe ich bewusst kürzer gehalten und mich auf die drei Hauptsymptome beschränkt, weitere stehen auf der Karte, die ich ausgelegt habe. Diese galt es im Dungeon zu entdecken.
- Stimmung: Traurigkeit, Gefühllosigkeit, Gereiztheit
- Antriebsloigkeit
- Interessenverlust
Als theoretischen Impuls habe ich die kognitive Triade nach Beck vorgestellt. Menschen mit Depression haben ein:
- negatives Selbstbild
- negatives Weltbild
- negative Sicht auf die Zukunft
= Alles ist scheiße – Ich, die Welt und es wird nie besser!
Positives wird als Zufall gewertet. Wenn es gelingt wahrzunehmen, dass wir aktiv zu Positivem beigetragen haben, steigert es das Erleben der eigenen Selbstwirksamkeit und das gibt wieder Energie (Mana 🙂 und stärkt den eigenen Selbstwert, der es ermöglicht die Fähigkeiten aufzuleveln, im Sinne der Dungeon-Metapher.
Der Weg hinein in den Dungeon führt wahrscheinlich über eine Abwärtsspirale. Es werden neue Muster entwickelt im Denken oder Verhalten, die sich weiter in die negative Richtung verstärken. Daran wird bereits deutlich, dass der Weg hinaus wahrscheinlich auch spiralförmig ist und nicht einfach eine Tür hinaus ins Freie führt. Von wegen „Lach doch mal wieder“ oder „Du hast gar keinen Grund so niedergeschlagen zu sein“. Doch! Der Dungeon ist tükisch und lässt niemanden so einfach gehen.
Was uns dabei stets begleitet ist der Prozess von:
wahrnehmen – bewerten – fühlen
Dieser läuft automatisch ab, wie wir es gelernt haben. Um diesen zu durchbrechen brauchen wir:
hinterfragen – neue Ideen prüfen – neue Überzeugungen entwickeln
Und das ist keineswegs einfach!
Eine Alternative Metapher ist die des Schwarzen Hundes, die habe ich zum Abschluss der Session noch empfohlen. hier gibt es ein Youtube Video.

Der oder die Abenteurer*in
Es braucht eine Figur, die sich ins Abenteuer begibt, jemand der oder die den Dungeon der Depression betritt.
Diese*r Abenteurer*in hat eine Ausrüstung dabei. Dazu gehören Ressourcen, sowohl materielle, als auch Fähigkeiten und Stärken.
Zwei habe ich direkt in den Rucksack gepackt:
- ein (niedriges) Energielevel
- Schild der Emotionen
Das Schild der Emotionen kann nämlich auch ein Schutzschild sein, nicht fühlen zu müssen.
Das Spiel mit der Metapher beginnt
Stellen wir uns den Dungeon der Depression als eine eigene Welt vor, die parallel zu unserer gewohnten Welt existiert. Es kann sein, dass wir hin und her switchen können. Ebenso kann es sein, dass wir während des Abenteuers nicht viel vom gewohnten Leben mitbekommen, das parallel weiter läuft. Ebenso sollen andere möglichst wenig vom Abenteuer mitbekommen – so was macht man doch nicht.
Gewohnte Überzeugungen und Verhaltensmuster zu verändern, braucht Kraft, Wiederholung und Motivation, es überhaupt anzugehen. Und davon mangelt es im Dungeon der Depression.
Ich habe ausdrücklich dazu eingeladen, die Metapher kreativ zu nutzen, auch magische Fähigkeiten oder Gegenstände sind erlaubt.

Session BCBN25 Dungeon der Depression Copyright: Bonn.digital / Marc John
Auf geht´s ins Abenteuer hinein
3 zentrale Fragen haben uns begleitet:
- Wer sind mögliche Wegbegleitende?
- Auf welche Monster treffen wir im Dungeon? (eckige Karten)
- Welche Auswege gibt es? (runde Karten)
Spannend war, dass sich die Dynamik in der Gruppe selbst steuerte und das Bedürfnis irgendwann da war, auf die Auswege zu schauen und die runden Karten zu beschriften.
An der Stelle habe ich kurz eingeladen inne zu halten und mal zu fühlen, was da bereits liegt.
Und das ist nur ein Bruchteil des Möglichen.
Dieser Satz löste noch einmal etwas aus. Sowohl Zustimmung als auch Schrecken.
Das konnte ich wieder einfangen, indem ich daran erinnerte, dass wir einen Meta-Dungeon gestalten, in dem alles möglich ist.
Jeder einzelne sieht dann individuell verschieden aus und nicht in jedem Dungeon sind alle Monster vorhanden oder gleich bedrohlich.
Was ich jedenfalls nicht brauchte, waren meine vorbereiteten Kärtchen für Monster und Auswege.

Wegbegleitende
- Mitmenschen
- Partner*in
- Wegbegleiter*in aus dem professionellen Hilfesystem (z.B. Therapeut*in)
- Clown
- Tiere
- Kunst
- Familie
Monster, Gefahren & Herausforderungen
- Krise
- Kriege
- Ängste
- Autoritäre
- Familie
- Sucht
- Psychische Krankheiten
- Klima
- Katastrophen
Die Teilnehmenden haben vor allem die großen Krisen um uns herum genannt. Aufzählen kann ich hier auch nur, was auf Karten geschrieben wurde, nicht mehr alles über das wir gesprochen haben.
Depression hat auch ganz viel mit inneren Dämonen zu tun, die uns angreifen. Dazu zählen zum Beispuel die eigenen Selbstzweifel und negative Überzeugungen, z.B. ein*e Versager*in zu sein.
Auswege, Ressourcen, Handlungsmöglichkeiten
- raus gucken/ gehen
- Bewegung
- Sport
- Makern
- Selbstvertrauen
- Unterstützung
- Natur
- Handarbeit
Wie kann ich als Wegbegleiter*in unterstützen
Über diese Frage haben wir intensiv gesprochen.
Die Herausforderung da sein zu wollen, zu können und nicht zu nerven.
Wir können Angebote machen, für Gespräche und gemeinsame Aktivitäten. Diese können wir so klein wie möglich machen, um die Hürde ins Tun zu kommen so leicht wie möglich zu machen.
Wir können aktiv unterstützen, dabei darauf achten, nichts abzunehmen, was die Situation verschärft. Stattdessen Aufgaben gemeinsam machen. Auch hier gilt, die Aufgaben so klein wie möglich zu machen.
Wir können an Ressourcen erinnern, sowie Positives wieder sichtbar machen, was im Zwielicht des Dungeons aus dem Blick verloren gegangen sein kann.
Die Fragen „Wie geht es dir?“ oder „Was machst du so“, können schwierig sein. Stattdessen können wir fragen: „Was brauchst du gerade?“ oder an gemeinsamen Themen/ Interessen anknüpfen. Gespräche über Serien/Filme oder Musik funktionieren wahrscheinlich, denn passives Konsumieren geht oft in einer Depression, auch wenn es weniger Freude bereitet als gewohnt.
Wir können zu Brücken bauenden werden, ins Hilfesystem, wie ich es in meinen MHFA-Kursen bezeichne. Ermutige die Menschen, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Informationen zum Thema Depression stellt beispielsweise die Deutsche Depressionsliga zur Verfügung.
Für die Suche nach einem Therapieplatz, findet ihr Unterstützung bei der 116 117.
Achte auf dich selbst!
Als Wegbegleitende gerätst du mit in den Dungeon. Pass gut auf dein eigenes Energielevel auf und finde den Weg nach draußen. Nutze deine eigenen Ressourcen!
Du kannst nicht mehr helfen, wenn du im Kampf im Dungeon verletzt wirst.
Und auch beim Unterstützen achte ebenfalls auf nahestehende Angehörige, wie Eltern, Kinder und Partnerpersonen.
Neugierig auf die Veranstaltung, wo die Session stattfand?
Im anderen Blog habe ich einen Event-Rückblick geschrieben.
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